„Die Freimäurerei ist nichts Willkürliches, nichts Entbehrliches sondern etwas Notwendiges, das in dem Wesen des Menschen und der bürgerllichen Gesellschaft gegründet ist. Folglich muss man durch eigenes Nachdenken (...) darauf verfallen können (...).‟
Lessing, Gotthold Ephraim, aus "Ernst und Falk, Gespräche für Freymäurer", 1778/1780

Johannesfreimaurer-Loge Anna Amalia zu den drei Rosen Matrikel 50 i. Or. Weimar stellt sich im Freimaurermuseum Bayreuth vor:

Am 24.10.1764 nahm in Weimar die Johannisloge Amalia Nr. 50 ihre Arbeit auf. Erster MvSt∴ dieser Hofloge wurde der Geheime Rat Jacob Friedrich von Fritzsch. Er war der wohl wichtigste Minister in der Regentschaft der Herzogin Anna Amalia zwischen 1759 und 1775 und hatte dieses Amt bereits in der in Jena verbotenen Loge Zu den drei Rosen inne. Goethes Aufnahmegesuch im Jahr 1780 zeugt von der besonderen gesellschaftlichen Rolle der Loge am Hof der Herzogtümer Weimar und Eisenach.

Im Zuge des Richtungsstreites um die Strikte Observanz stellte die ▭ 1782 für 26 Jahre ihre Arbeit ein. Bis 1800 entwarfen die Brr∴ F. L. Schröder und J. G. Herder in sehr enger Zusammenarbeit das spätere Schrödersche Ritual. Die Entscheidung der Weimarer ▭ im Jahre 1808 mit der Wiederaufnahme der regulären Arbeit nach dem Schröderschen Ritual in der Großloge Hamburg zu arbeiten hatte weniger masonische als eher politische Gründe. Unterstützung erhielt die ▭ Amalia von der ▭ Günther zum stehenden Löwen Nr. 147 iO∴ Rudolstadt. Die Zugehörigkeit zur Großloge Hamburg wurde bis 1927 beibehalten. Die folgenden Jahrzehnte waren Erfolgsjahre. 1809 wurde z. B. Christoph Martin Wieland noch im hohen Alter von 76 Jahren initiiert. Die Mitgliederzahl wuchs beträchtlich auf mehr als 200 Brr∴ und 1853 konnte ein eigenes ▭-Haus bezogen werden. Das Grundstück wurde aus dem Bestand der Familie der Erben des Br.: Johann Nepomuk Hummels erworben.

1914 stellte die ▭ ihr Haus als Lazarett zur Verfügung. Im April 1945 wurde es durch Bomben stark zerstört und später abgetragen. Im Zuge der verstärkten antisemitischen und völkischen Stimmungen kam es 1927 zur Teilung der ▭ Amalia, nachdem die ▭ Amalia bereits 1926 in die GNML3WK gewechselt war.

Am 30. Juli 1934 wurden die gesamten Regalien, Archivalien und Wertgegenstände von der Gestapo konfisziert. Alle Logen waren bis zum Juli 1935 zu einer „Selbstauflösung“ durch das Reichsinnen-ministerium „aufgefordert“ worden. Für die folgende dunkle Zeit bis 1945 gibt es keine Nachweise über Aktivitäten der Bruderschaft in Weimar. Aber bereits im Mai 1945 sammelten sich in Weimar alle erreichbaren bzw. bekannten Br∴ und bemühten sich beim amerikanischen Stadtkommandanten, Br∴ William M. Brown, um Wiederzulassung. Leider genauso vergebens wie anschließend bei der Sowjetischen Militäradministration und später bei den Thüringer Ministerien ab 1949.

Ganz im Verborgenen fanden dennoch ▭-Treffen in Wohnungen, Gasthäusern und im Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands statt. Eine Archivale lässt sogar den sicheren Schluss zu, dass noch wenige Initiierungen erfolgt sein müssen. 1979 starb mit Ernst Leißling der letzte Br∴ der ▭ Amalia. Er konnte einige Unterlagen seiner ▭ in den dunklen Zeiten bewahren und in die treuen Hände seines Freundes Karl Moszner weitergeben.

Mit dem Mauerfall 1989 und der politischen Wende begannen Brr∴ mehrerer Logen unter Federführung der ▭ Absolom zu den drei Nesseln Nr∴ 1 iO∴ Hamburg eine Deputationsloge einzurichten. Sie trägt nun den von Br∴ J. W. Goethe im Mai 1808 in einem Rechtsgutachten benutzten Namen Johannisfreimaurer-Loge Anna Amalia zu den drei Rosen Nr. 50 iO∴ Weimar. 1992 erhielt sie das neue Patent von den VGLvD. Diese wechselvolle Geschichte spiegelt sich im Revers des ausgestellten Bijou wieder. Die Grundform des doppelten Quadrats mit dem gekrönten A auf einem ovalen Spiegel im Avers ist über die Jahrhunderte beibehalten worden.

▭ = Symbol für Loge