„Die Freimaurerei ist eine Kunst: die Kunst, das menschliche Leben harmonisch zu gestalten: die Kunst sich selbst in das rechte Verhältnis zu seinem Nebenmenschen zu setzen.‟
Erklärung der Grosslogen zum Grosslogentag zu Eisenach am 12. Mai 1901

Vom Logenleben
Bewegtes und Bewegendes

Freiheit, Gleichheit, Mitmenschlichkeit …

Der Geist der Aufklärung verbreitete sich im Europa des 18. Jahrhunderts. Von England kommend, schuf der Gedanke der Freimaurerei 1737 in Hamburg die erste Loge als Heimstatt für diese Werte in einem deutschen Staat, der bald andere folgten. Nach ersten freimaurerischen Aktivitäten in Jena Anfang der 1760er Jahre, erfolgte am 24. Oktober 1764, dem Geburtstag ihrer Namenspatronin, der Herzogin von Sachsen-Weimar-Eisenach, die Gründung der Weimarer Loge „Amalia“.

Gesellschaftliche und politische Ambitionen einzelner Akteure sowie persönliche Befindlichkeiten führten zu heftigen Richtungsstreitigkeiten in den Freimaurerlogen. Auch die Weimarer Loge blieb hiervon nicht verschont. Die Logenarbeit ruhte deshalb offiziell ab 1782. Im Jahr 1808 betraute Herzog Carl August die Freimaurer-Brüder J.W. v. Goethe und F.J. Bertuch mit der Wiederaufnahme der Logenarbeit. Am 24. Oktober 1808 wurde Bertuch zum Meister vom Stuhl gewählt, in die 1809 auch C.M. Wieland aufgenommen wurde. Im 19. Jahrhundert avancierte die Loge zu einem der gesellschaftlichen Mittelpunkte in Weimar.

Nach dem Tod der Herzogin Anna Amalia im Jahr 1807 wurden der Festsaal und die angrenzenden Räume im Wittumspalais zum Sitz der Loge.

Von 1847 bis 1853 befand sich das Logenhaus in einem Hintergebäude des Hotels „Russischer Hof“. 1853 erfolgte der Umzug in das eigens erbaute Logenhaus auf einem Grundstück aus dem Nachlass von Bruder Johann Nepomuk Hummel.

Obwohl staatliche und religiöse Neutralität Verpflichtung waren, blieben der sich entwickelnde Nationalismus und Kolonialismus im Europa des 19. Jahrhunderts auf das Logenleben nicht ohne negativen Einfluss. Die überwiegend dem prosperierenden Bürgertum zuzurechnenden Mitglieder hielten - mit honorigen Ausnahmen - dem gesellschaftlichen Druck des jeweiligen „Zeitgeistes“ selten stand. Dies galt nach dem 1. Weltkrieg dann gerade auch für die erstarkenden kollektivistischen Heilslehren, insbesondere den Nationalsozialismus.

Wo die Devise „Du bist nichts, dein Volk ist alles“ zum Teil mit Gewalt Geltung beanspruchte,hatten die Logen nicht wirklich Substantielles entgegen zu setzen. Die durch Aufklärung und Idealismus geprägte freimaurerische Grunderkenntnis, dass nur die Freiheit und Bildung des Einzelnen ein Leben in sozialer Verantwortung und weltweiten Frieden ermöglichen, vermochte nur wenige zu veranlassen in ihrem Lebensumfeld aufzustehen und dem Unrecht zu wehren, wo immer es sich zeigte. Die Tendenz, sich erneut durch das Gebot staatlich-politischer Zurückhaltung aus der gesellschaftlichen Entwicklung herauszuhalten, ja zu versuchen sich zu arrangieren, war strak ausgeprägt und zerriss letztendlich die Bruderkette – nicht nur in Weimar. Dies entschuldigt nichts, erklärt aber manches und mahnt für alle Zukunft.

Mit dem Verbot aller Freimaurerlogen und der Enteignung durch die Nationalsozialisten im Jahre 1936 wurde das Logenhaus anderen Nutzungen zugeführt, im 2. Weltkrieg schwer beschädigt und später abgerissen.

Nach nur wenigen Wochen des Hoffens auf einen Neubeginn nach 1945 mussten die Weimarer Freimauer ihre durch die Amerikaner zunächst zugelassenen Arbeiten wieder einstellen. Die dunkle Zeit war noch immer nicht vorbei, auch im Sozialismus sollte kein Platz sein für das individuelle Erfahren und Leben der Ideale von Freiheit, Gleichheit und Mitmenschlichkeit. Die wenigen Brüder, in denen das Licht und damit die Hoffnung auf einen Neubeginn nicht erloschen war, trafen sich als private Herrenrunde im Hotel Russischer Hof. Die letzte Aufnahme in die Loge soll 1962 privat vollzogen worden sein. Das Licht der Loge Amalia wurde vor der deutschen Teilung nach Hamburg und Berlin getragen und bewahrt. Wir wissen über diese bewegte Zeit leider viel zu wenig. Es wäre ein lohnendes Forschungsfeld für neugierige Geister, auf die die heutigen Brüder der Loge auch aus Kreisen von Studentinnen und Studenten zählen.

Mit dem Jahr 1989/1990 erhielten die humanistischen Ideale eine neue Chance. Die Wiedergründung der Loge erfolgte 1990 in Hamburg und die Lichteinbringung 1992 in Weimar. Seit dem gibt es sie wieder, die Johannisfreimaurerloge „Amalia“ als „Anna Amalia zu den drei Rosen“ mit der aus dem Jahr 1764 stammenden denkwürdigen Matrikelnummer 50.

Die Loge fand zunächst im Oberlichtsaal der Bauhaus Universität und danach für viele Jahre im Hotel Amalienhof eine Heimat. Ab etwa 1994 wurde wieder über das Entstehen eines eigenen Mittelpunkts gemeinschaftlicher und öffentlicher Arbeit nachgedacht.

Die Kooperationen mit dem Freundeskreis des Stadtmuseums und die Unterstützung der Stadt Weimar ermöglichten es, dass die Loge von Februar 2006 bis Juni 2009 den Gewölbekeller des Stadtmuseums (Bertuchhaus, Liebknechtstraße) und bei öffentlichen Veranstaltungen den dortigen Vortragsraum nutzen konnte.

Die Hoffnung das im Juli 2009 bezogene neue Logendomizil im Kirms-Krackow-Haus in der Jakobstraße dauerhaft als Weimarer Kleinod nutzen zu können, endete bereits 2012 durch die Kündigung seitens des Eigentümers, der Thüringer Stiftung Schlösser und Gärten. Das Konzept der Loge im Kirms-Krackow-Haus mit anderen Vereinen und Verbänden aus Kultur und Bildung eine „Denk-Stätte der Humanität“ voranzubringen und Räume der Begegnung von Jung und alt zu schaffen, war mit der Idee der Stiftung, ein weiteres (Museums) Café in der Innenstadt zu eröffnen inkompatibel.

In der Not erwies sich das Hotel Leonardo in Weimar als Retter. Mit beispielloser Unterstützung fand die Loge dort 2012 Aufnahme und ein zu Hause. Besondere festliche Logenarbeiten finden auch weiterhin im Schloss, Wittumspalais oder im Goethehaus statt.

Das Ziel aber, in Weimar ein „Haus der Humanität“ zu errichten, in dem Vortrags- und Leseräume zum Treffpunkt von Vereinen und Verbänden werden, die sich eigene Räumlichkeiten nicht oder nur schwer leisten können, in denen Jung und Alt sich im Geist der Freiheit und Toleranz begegnen und ein Tempel für die Loge dauerhaft eingerichtet werden kann, wird weiter verfolgt.
Festsaal im Wittumspalais zum Rosenfest 2000
Russischer Hof
Amalienstraße 5 (vorher Friedhofsstraße, wurde auf Bitten der Bürger wegen des Logenhauses „der Amalia“ umbenannt.
Logenhaus um 1920
Logenhaus 1945
Stadtmuseum, Bertuchhaus
Logentempel, Kellergewölbe Bertuchhaus
Kirms-Krackow-Haus, Garten
Tempelraum im Stadtschloss
Tempelraum im Hotel Leonardo